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Mail an Bernhard

Bernhards Seite Musik der 50'er

Wieder mal ist eine Mail der Grund für eine Seite: Pfarrer Thomas Nawrocik aus Essen bat mich um Titel aus den frühen 50'er Jahren. Hier meine Mail an ihn mitsamt Ergänzungen, die mir hinterher noch eingefallen sind:

 

"Erlauben Sie mir, Ihnen die Musik und das Lebensgefühl von damals vorzustellen (Ich war 1952 gerade 10 Jahre alt, aber über unser "Mädchen" mit den damaligen Schlagern vertraut. Sie sang ganz besonders gerne "Mariandel, -andel, -andel, Du hast mein Herz am Bandel, Bandel"):

 

Zwei Richtungen stritten sich damals in West-Deutschland: die eine war, die alten Schlager - z. T. auch bis zur Vor- und Kriegszeit - zu bewahren, dabei vorhandene Probleme auszublenden, zuzudecken ("Ach man braucht ja so wenig um glücklich zu sein", "Kinder vertragt euch doch wieder" aus dem Film "Das alte Försterhaus", - "Kinder, das Leben ist schön", "Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein", "Übers Jahr wenn die Kornblumen blühn") und die Gefühle der heimgekehrten Soldaten auszudrücken: Heimatlieder jeder Art und Güte ("Eine weiße Hochzeitskutsche", "Die Fischerin vom Bodensee", "Oh Heideröslein", "Rauschende Birken", "Wo der Wildbach rauscht"), Heimatfilme, und ganz wichtig: Laientheaterstücke mit Heimatthemen.

 

Die andere war, endlich die Ferne zu erleben, die Weltoffenheit, auch wenn sie nur wenigen Berufen wirklich zugänglich war: Seefahrer kamen weltweit herum und nahmen die Sehnsucht der Deutschen mit aufs Meer (Freddy Quinn "Die Gitarre und das Meer" oder "Einmal noch nach Bombay", "In Hamburg sind die Nächte lang", "Nimm uns mit Kapitän, in die Ferne", "Es leuchtet das Kreuz des Südens"). oder auch in fremde Länder, und seien es nur die Nachbarländer ("Ganz Paris träumt von der Liebe", "Sous les toits de Paris" hieß bei uns "Wenn Mademoiselle dich küßt", "Valencia", "Das machen nur die Beine von Dolores", "Spiel mir, lieber Schotte", "Auf Cuba sind die Mädchen braun").

 

Andererseits wurde die kleine, heile Welt besungen, auf die man sich im Krieg zu konzentrieren gelernt hatte. Und die kleinen Alltagsfreuden zu genießen, die man als junger Mensch erleben konnte (Kinderstar Conny Froboes: "Pack die Badehose ein"). Der Italienurlaub, lange vorbereitet mit vielen, vielen Liedern von Vicco Torriani u.a., ("Addio Donna Grazia", "Arrividerci Roma", "Mandolinen und Mondschein", "Tiritomba", "Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein", "Volare") wurde schon zum Traum der "Trizonesen", wie einmal auf der Fasenacht in Mainz gesungen wurde ("Wir sind die Eingeborern von Trizonesien", das die Bläckfööss wieder aufgelegt haben).

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Englisch wollte und konnte man damals kaum hören (Hitlers Deutschtum wirkte nach): Englische Titel hatten in den frühen 50ern noch keine Chance, wohl aber der Rhythmus der Lieder: viele Country-Songs kamen mit deutschen Texten - oft völlig verfremdet - über den Atlantik (Aus "Oh, lonesome me" wurde "Blaues Boot im Sonnenschein und dann zu zwein", aus "Raunchy" wurde "Irgendwo wohnt der alte Joe", "Crying in the Chapel" hieß hier "Du hast ja Tränen in den Augen", "Heardaches By The Number" wurde zu: "Ich zähle täglich meine Sorgen"). Auch wurden neue Lieder komponiert, die einen leicht amerikanische Touch hatten ("Komm zurück zu mir Smokie", "Shugar, Shugar Baby", "Leise rauscht es am Missouri"). Dafür versuchte man - erfolglos - die amerikanische Art zu übernehmen, Lieder und Filme als Erziehungsmittel einzusetzen ("Sündige nicht im Verkehr", "Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere" von Peter Alexander; "Du hast dein Schicksal in der Hand" mit Conny Froboes, eigentlich: "He's got the whole wold in his Hands")

 

Eine Besonderheit waren die alliierten Bars, in denen deutsche - vor allem auch junge - Musiker den Jazz spielen lernten. Aber das war eine besondere Scene, in die nur wenige eindringen konnten. So sind zwar viele Songs z.B. von Jonny Cash in dieser Zeit entstanden, kamen aber erst deutlich später zu uns. Ich habe sie trotzdem in der Liste gelassen. Ausnahme davon waren amerikanische Sänger, die deutsche Texte sangen (Billy Mo mit "Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut", Bruce Low mit "Das alte Haus von Rocky Docky")

 

Fernsehen gab's damals noch kaum: das war eine Attraktion in Wirtschaften, wo man sich zu bestimmten Sendungen in Scharen versammelte. Dazu gehörten dann auch Fasnachtsübertragungen - damals vor allem aus Köln und Mainz, womit deren Lieder zu Schlagern wurden ("Das Humpta Täterä" und "Wer soll das bezahlen" von Ernst Neger, "Kornblumenblau", "Hab ich einen Durst", "So ein Tag so wunderschön wie heute", "Wir kommen alle in den Himmel")

 

Tanzen war damals noch groß in Mode, vor allem "Gesellschaftstänze": Jeder musste viele Rhythmen beherrschen: Marsch, Polka, Walzer, Langsamer Walzer, Foxtrott, Rheinländer, Rumba ("Oh Bajo Bongo", eigentlich ein "Baiào", der aber nie richtig Modetanz wurde), Samba, Cha-Cha-Cha, Tango, Slowfox. Durch die Anpassung an  Amerika kamen neue Tänze auf: Boogie, Quick Step, Bluesboogie, Blues, später Rock'n Roll und der Twist. 

 

Der Tanz fand in Nebensälen von Wirtschaften oder in Festzelten statt. "Tanzbändchen" waren üblich: Man kaufte sich das Recht, auf den Tanzboden zu gehen und bekam dafür ein Bändchen an das Handgelenk. Das wurde einem beim Betreten der Tanzbühne von Ordnern abgenommen. Die Kapellen waren gehalten, nicht mehr als drei Titel zu spielen, damit sich die Geschichte für den Veranstalter auch rentierte.

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Musiker mussten übrigens direkt nach dem Krieg eine Prüfung vor den alliierten Kommandanturen ablegen, wo sie ihr Können unter Beweis stellen mussten. Erst dann waren sie zu öffentlichen Auftritten zugelassen. Das gab es zwar schon 1952 wohl nicht mehr, aber von den ersten Nachkriegsbands waren dadurch Qualitätsmaßstäbe gesetzt worden. (In der DDR wurde diese Prüfungspraxis bis zu ihrem Ende fortgesetzt, sodass die Tanzmusiker, die dort aufgewachsen sind, bis heute ein sehr viel höheres Niveau haben als bei uns im Westen)

 

Die im Krieg und danach Geborenen überwanden die Pubertät, wussten vom Krieg nur von ihren Eltern, und die erzählten ihnen darüber so gut wie nichts. Schuldgefühle und das Vergessen-Wollen der Kriegsteilnehmer macht uns Nachgeborenen bis heute zu schaffen. Ich erinnere mich, dass wir Berichte über Auschwitz wie Geheimliteratur von Hand zu Hand gaben. Unsere Lehrer waren nicht in der Lage, uns an diese Zeit heran zu führen. Was es aber offen zu kaufen gab, waren Helden-Groschen-Romane wie "Der Landser". Die Ansätze, das Grauen des Krieges darzustellen, gingen allesamt in die Hose.  Erst in der Oberstufe des Gymnasiums hatten wir dann Lehrer, die uns mit Stefan Zweig oder Heinrich Böll bekannt machten. Das waren aber dann schon die 60'er Jahre.

 

Bald machte sich eine Bewegung breit, die auch die heutige Jugend wieder hat: Gier nach dem Leben, nach Erleben, nach Spaß. Die spiegelt sich auch in den Schlagern, ("Sieben mal in der Woche möcht ich ausgehn". "Ich möcht heut ausgehn", "Even-tuell, even-tuell führ ich dich heute aus", "Sieben Tage lang wart ich schon auf dich") bevor dann der Rock 'n Roll die nächste Generation ganz und gar einnahm (1956 kam von Elvis Presley heraus: "Love me tender" und "Blue Suede Shoes"). Ist doch ganz interessant, dass sich das offenbar nach der Wende wiederholt!

Was noch fehlt, sind einige Namen von Bands: Friedel Hensch und die Cypris ("Übers Jahr wenn die Kornblumen blühn"), Willy Hagara mit den Starlets ("Kasett in Kanada"), Chris Barber's Jazz Band ("Petite Fleur"), Los Paraguayos ("Cucurucucu Paloma"), Hazy Osterwald ("Kriminal Tango"), die Komponisten Willy Berking, Heinz Gietz, Kurt Feltz, Heinz Funk, Lothar Olias, Michael Jary, Werner Scharfenberger, Gerhard Winkler und Schlagerstars jener Zeit: schon genannt sind Vicco Torriani, Freddy Quinn ("Brennendheißer Wüstensand", "Juanita Anita"), Conny Froboes ("I love you, Baby").

Dazu zählen aber auch Peter Alexander ("Ich weiß, was dir fehlt", "Die süßesten Früchte"), Paul Anka ("Oh bleib bei mir Diana"), Catarina Valente ("Ganz Paris träumt von der Liebe", "Ich wär so gern bei dir", "Spiel noch einmal für mich, Habanero"), auch mit ihrem Bruder Silvio Francesco ("Steig in das Traumboot der Liebe"); Bibi Jones ("In Spanien wird sie Bella Bimba genannt"), Mary Rose ("Liebe ist ja nur ein Märchen"), Louis Prima ("Buona Sera, Signorina"), Willi Schneider oder amerikanische Namen, die auch bei uns vor allem durch Filme bekannt wurden: The Platters ("Only You", "Pretender"), "True Love" mit Bing Crosby, "I was born under a wand'ring star", "Just walking in the rain". Musikfilme waren die große Mode. 

Man verschlang Filme in der damaligen Zeit, man kannte ja nur Hitlers Heile-Welt-Filme und wollte wieder den Anschluss an die Welt bekommen: So fuhren auch meine Eltern praktische wöchentlich mit dem Fahrrad die ca. 15 Kilometer nach Freiburg hinein, um Filme zu sehen. Sie nahmen dabei die damals 5 Kilometer durch den "Mooswald" in Kauf,  in dem auch schon mal jemand in der Nachkriegszeit ausgeraubt worden war. Es hatte da angeblich sogar einen Mord gegeben mit einem über die Straße gespannten Seil.

Leider kann man nicht mehr alle meine Titel sehen (immerhin fast 20.000). Suchst Du ein besonders Lied, solltest Du mir den Titel mit näheren Angaben mailen!

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Hier noch ein Text von einer anderen Seite.

 

Fernweh und Exotik Rudi Schuricke „Capri-Fischer“), trotziger Spaß (Theo Lingen, "Der Theodor im Fußballtor", Bully Buhlan, "Ham' Se nich' ne Braut für mich?"), Heimweh und Heimatverklärung (Friedel Hensch "Die Försterliesel"; Willy Hagara, "Ein Häuschen mit Garten") und züchtiger Rock´n´Roll (Peter Kraus,"Sugar Baby")- darum dreht sich im wesentlichen der deutsche Schlager 1945 – 1960.

 

Viel zu lachen gab es nun wahrlich nicht im zertrümmerten Deutschland 1945. So formulierte der erste deutsche Hit einen Gedanken, der zu einem Leitmotiv des Nachkriegsschlagers werden sollte: woanders ist es schöner. Z.B. bei den „Capri-Fischern“ (Rudi Schuricke, 1946). Überhaupt, Italien: Zuerst unerreichbarer Traum, seit dem Wirtschaftswunder faktisches Ferienziel, wurde das Land unverdrossen besungen: "Komm ein bißchen mit nach Italien", "Mandolinen und Mondschein" (P. Alexander, 1959). Die Sehnsucht nach Ferne übersprang auch locker ein paar Längengrade mehr: Es durfte gerne subtropisch sein /( "Wo meine Sonne scheint", C. Valente, 1957; "Ananas aus Caracas", Vico Torriani, 1958) oder gleich Amerika.

 

Mit einer gelegentlich abstrusen Mischung aus Hillbilly und Westernmelodie ging es von reinen Naturbetrachtungen "Leise rauscht der Missouri" (Bruce Low, 1950) bis zu neckischem Kontakt mit der Siegermacht ("Wenn ich will, stiehlt der Bill für mich Pferde", Vera Molnar, 1950) – all das sicher auch ein Kotau vor den den Amerikanern, schließlich waren die keine Besatzer mehr, sondern seit 1955 Verbündete.

 

Doch „weg von hier“ war nicht der einzige Wunsch nach 1945. Vertriebene und Kriegsgefangene wünschten sich vielmehr zurück, so dass der zweite große Themenkreis des Schlagers „Heimat“ hieß - bevorzugt in der ländlichen Version, gerne bevölkert mit diversen blühenden Töchtern aus dem Forstwesen (was ungefähr der Gipfel der Erotik jener Tage war): "Die Försterliesel" (Friedel Hensch, 1953), wahlweise auch die "Köhlerliesel" (Die Heimatsänger, 1957). Das Spannungsverhältnis zwischen „weg“ und „hier“ brachte Freddy Quinn genial auf den Punkt: "Heimweh" (1956) war die damals meistverkaufteste Schallplatte und beförderte den "Seemann" aus dem Stand zum nationalen Sehnsuchtsbeauftragten: eigentlich will man weg ("Unter fremden Sternen" 1959), kaum ist man dort, vermisst man Mutti ("Junge, komm bald wieder" 1963). Also wohin nun?

 

Schwer zu sagen, vielleicht doch dableiben: Das Wirtschaftswunder machte die BRD deutlich attraktiver, die Stimmung stieg auch an der Schlagerfront, und hier treten die Jungen auf die Bühne: Bill Haley und Elvis hatten in Deutschland weniger zu melden, als man heute meinen möchte, das besorgten damals Peter Kraus ("Sugar Baby" 1959), Conny Froboess ("Blue Jeans Boy" 1958) und Ted Herold ("Ich bin ein Mann", 1959). Der deutsche Schlager war angenehm unpolitisch. Davon hatten die Deutschen nach 12 Jahren Ideologisierung jeder einzelnen Note erstmal die Nase voll. Lediglich der "Trizonesion-Song" (Karl Berbuer, 1949) war eine witzig-distanzierte Hommage an deutsche Primärtugenden.

 

Aber als nach der Währungsreform klar wurde, dass nicht alle die gleichen Startchancen hatten und manch alte Seilschaft munter weiter bestand, beklagte sich Peter Alexander: "Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere" (mit Leila Negra, 1952). Später machte sich Hazy Osterwald recht milde über den Aufschwung lustig ("Konjunktur-Cha-Cha", 1961). Doch egal, ob fern, nah oder distanziert: Getextet wurde er sorgfältig, der Nachkriegsschlager, und es kam zu linguistischen Höhepunkten, die seine sprachlich so verarmten Nachfolger wohl nie erreichen werden: "Ja, ja, in Spanien, da gibt es Mädchen, / die sind noch frischer als frische Brötchen" (Heinz Woezel, 1950) – doch doch, das hat Charme, Chuzpe gar. Oder hier: "Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe" (Bill Ramsey, 1961). Da möchte man nostalgisch werden.

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Seite erstellt von Bernhard Rawer

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