Orientierung |
Ein besonderer Dank gilt Alfred Silberbauer aus 93485 Rimbach, der mir diese Texte zur Verfügung stellte (1.2.2002). Dr. Otto Menzinger Geistlicher Rat
Dr. Menzinger genoss einen hohen Ruf als Kanzelredner, so daß man ihn oft bei besonderen Anlässen als Festprediger bestellte. Auch als Schriftsteller hat er sich einen Namen gemacht. Er war der geistige Urheber und der Dichter der Festspiele auf Burg Lichtenegg. Er schrieb den Zyklus "Lichtenegg" (1947), "Hadumoth" (1949) und "Siegmund von Sattelbogen" (1950). In seinem letzten Werk hat er in visionärer Schau sein eigenes Sterben vorausgesagt. So wie "Siegmund von Sattelbogen" im hohen Bergwald zu Tode kam, fand man auch Dr. Menzinger am 29. April 1950 tot im Hochwald bei Grafenried. Er hat die Aufführung seines dritten Werkes nicht mehr erlebt. Als großer Naturfreund, der alle Pflanzen und Vögel kannte, zog es ihn immer wieder in seine geliebten Wälder und Berge. Dort hielt er Zwiesprache mit seinem Gott und fand Entspannung und Kraft für seinen Beruf.
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Renate Serwuschok
Waldfestspiele auf Burg Lichtenegg
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Das künstlerische Dreigestirn Drei Namen sind mit der Festspielgeschichte in ihren Anfängen eng verbunden, zwei Männer haben gemeinsam den Grundstein gelegt: Geistlicher Rat Dr. Otto Menzinger, von 1920 bis 1950 Pfarrer in Rimbach, als Autor und Bernhard Notz als Tonschöpfer. Der Musikpädagoge aus Berlin hatte auch den nach ihm benannten Bayerwaldchor (der heuer wieder mitwirkt) gegründet und den Aufführungen damit im buchstäblichen Sinne den "Resonanzboden" gegeben. Dritte im Bunde der Verantwortlichen war Elfriede Notz, die Frau und künstlerische Weggefährtin des blinden Sängers und Komponisten. Sie übernahm die Einstudierung und hatte maßgeblichen Anteil am Gelingen des schwierigen Unterfangens, dem ein überwältigender Erfolg beschieden war. Ein ganzes Dorf spielte mit, half bei den Vorbereitungen, unterstützte das Vorhaben in jeder Weise. Die Rimbacher identifizierten sich mit der Idee, es wurden ,,ihre" Festspiele, für die sie viele Opfer brachten. Ihre Hochachtung vor Pfarrer Menzinger, ihre Verehrung für das Ehepaar Notz, die Liebe zur Heimat und die Treue zu den von den Vorfahren überkommenen Werten ließen die Menschen hier am Fuße des Hohen Bügen mit Begeisterung ans Werk gehen. Musische Talente sind den Waldlern angeboren, das Laienspiel wurde früher intensiv gepflegt. Bernhard und Elfriede Notz wussten diese natürlichen Begabungen im Chor zu fördern, für Theateraufführungen zu nützen und auch in die Arbeit auf Burg Lichtenegg einzubringen. Mit vereinten Kräften und einem kaum mehr nachvollziehbaren Idealismus gelangen alle drei Stücke zu einem kulturellen Ereignis, das weit über die Grenzen des Landkreises hinaus von sich reden machte. 1950 ging trotzdem der Stern der Burgfestspiele unter, nachdem er fast kometenhaft über den Waldland aufgestiegen war. Der Tod hatte am 29. April den Hauptförderer des finanziell nicht ganz risikolosen Unternehmens, Geistlichen Rat Otto Menzinger, auf einem Spaziergang mitten in seinem geliebten Wald ereilt. Fast allein auf sich gestellt konnte das Ehepaar Notz das Werk nicht weiterführen. Die Zeiten wurden zwar materiell besser, aber eben auch anders. In der Heimat war die Arbeit nach wie vor knapp, die Männer mussten pendeln. waren vom Frühjahr bis in den Spätherbst auswärts beschäftigt Auch der Notz'sche Bayerwaldchor bekam das zu spüren, er musste seine Tätigkeit auf die Wintermonate konzentrieren. Für unterhaltsame Selbstversorgung blieb nur wenig Muße. Den schweren Jahren des Krieges und Neubeginns folgte der Wiederaufbau. Auf dem kulturellen Sektor wurden die überörtlichen Angebote zahlreicher, die Wünsche auch in der Provinz anspruchsvoller.
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Neubeginn - Rückschlag - Wiederbelebung Der Lichtenegger Bund - eine Vereinigung, die schon früher bestanden und ursprünglich ihren Sitz in Kötzting hatte, dann aber in die Zuständigkeit der Rimbacher übergegangen war - entwickelte neue Aktivitäten. Er holte das Südostbayerische Städtetheater Landshut zu Gastspielen auf die Burg, die Mitte der 6Oer Jahre ein interessiertes Publikum fanden. Der Vorsitzende des Lichtenegger Bundes Karl Pielmeier, ein gebürtiger Rimbacher, der als Geistlicher und Studiendirektor in Deggendorf wirkte, brachte seine Schüler zu verschiedenen Veranstaltungen nach Lichtenegg. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, die Freilichtbühne endgültig für ihre ureigenen Zwecke wiederentdeckt zu haben. Aber noch einmal mussten die Festspielfahnen eingeholt werden Das Interesse ließ nach, der Zuschauerstrom verebbte, die Gebietsreform brachte auch einen Wechsel in der für überregionale Förderung wichtigen Zuständigkeiten, das Fernsehen machte Konkurrenz, andere, durch Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsene Festspielorte holten auf, neue kamen hinzu, auswärtige Ensembles wurden unbezahlbar. Trotzdem ist der Gedanke an eine Renaissance der Festspiele nie aufgegeben worden. In Bürgermeisterin Paula Volkholz fanden die Vertreter dieser Idee eine engagierte Mitstreiterin. Xaver Bachl, ein verdienter Mann der ,,ersten Stunde", leitete die Neugründung des Lichtenegger Bundes ein, der seit dem viel zu frühen Tode von Karl Pielmeier seine Tätigkeit weitgehend eingestellt hatte. l985 kam unter dem Vorsitz von Walter Kolbeck wieder Bewegung in die von äußeren Zwängen auferlegte Tatenlosigkeit. Zwischen gemäßigtem Optimismus, abwägenden Zweifeln und allseitiger Einsatzbereitschaft kristallisierte sich in einer Versammlung am 1. Dezember der Wille heraus, das Wagnis einzugehen und wieder auf Lichtenegg zu spielen.
Der Vorsitzende des Lichtenegger Bundes, Walter Kolbeck, ließ sich bei den Vorbereitungen durch nichts und niemanden beirren, er räumte alle Hindernisse aus dem Weg, suchte und fand begeisterte und zuverlässige Mitarbeiter. konnte sich die Unterstützung der Vereine sichern und in der kurzen Spanne seiner Amtszeit den Spielen viele Freunde hinzugewinnen. Rimbach wuchs zu einer großen Festspielgemeinde zusammen, die Bürgermeisterin und der Gemeinderat honorierten die Aktivitäten mit flankierenden Maßnahmen und schufen so die Voraussetzungen für einen Neubeginn im Festspielsommer 1986.
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Ausschnitt aus der Kötztinger Zeitung Nr. 99 vom 29.1. 1960 In memoriam Dr. Otto Menzinger, Rimbach Zum 10. Todestag von Bisch. Geistl. Rat und Dekan Dr. Menzinger, Rimbach Von Wolfgang B a u e r, Grafenwiesen
Im Jahre 1945 hatte Professor Bernhard N o t z, der blinde Tonkünstler und Komponist, mit seiner Frau Elfriede im Zuge der Evakuierung aus Berlin Wohnung in Rimbach genommen. Professor Notz erkannte bald, daß bei der Bevölkerung Rimbachs stimmlich sehr gute Talente vorhanden waren. Er versuchte, sie zu sammeln und gründete zunächst einen Mädchenchor, dem im März 1947 ein Männerchor folgte. Im Gespräch mit Dr. Menzinger, mit dem ihn eine feine künstlerische Freundschaft verband, erwog das Künstlerehepaar Notz, mit diesem Chor Lieder im Hof der naheliegenden Burgruine Lichteneck zu singen. Nun kam Dr. Menzinger und Bernhard Notz der Gedanke, zwischen die Lieder kleine, auf die geschichtliche Vergangenheit der Burg bezogene Darstellungen einzubauen. Das war die Geburtsstunde der "Lichtenegger Festspiele". Dr. Menzinger schrieb In ungeheurem Schaffensdrang im Laufe weniger Jahre mehrere Festspieldramen, von denen "Der Lichtenegger" und "Sigmund von Sattelbogen" die bekanntesten sind. Sigmund von Sattelbogen sollte zugleich sein Schicksalswerk werden, worauf wir noch zu sprechen kommen. In Zusammenarbeit mit Prof. Notz wurden die Werke durchgearbeitet und von Prof. Notz vertont. Der Mädchen- und Männerchor war inzwischen zu einem gemischten Chor herangereift und in jeder Beziehung soweit, um an das Wagnis einer Aufführung der von Dr. Menzinger und Prof. Notz geschaffenen Werke mit einheimischen Darstellern gehen zu können. Die erste Aufführung war zwar künstlerisch ein voller Erfolg, finanziell aber eine große Pleite. Die Bevölkerung war auf Darbietungen dieser Art zur damaligen Zeit noch nicht eingestellt und auch die Werbung ließ zu wünschen übrig. Mit ,,Siegfried von Sattelbogen" als letztem Werk, das im damaligen ersten Festspielsommer zur Aufführung gelangte, wurden die "Lichtenegger Festspiele" abgeschlossen und ... auch begraben. Mit großer Resignation standen Dr. Menzinger und das Künstlerehepaar Notz sowie der gesamte Chor vor der Erkenntnis, daß ihre Darbietungen das Volk nicht oder noch nicht zu begeistern vermochten. |
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Inzwischen war der Vorfrühling 1960 gekommen. In seinem Werk "Sigmund von Sattelbogen" hatte Dr. Menzinger in einer Szene dargestellt, wie Sigmund im hoben Bergwald von einem Bären angefallen wird, wie er mit diesem kämpft, und im Tode erliegt. Im Abendschein wird er von seinen Knechten gefunden und heimgetragen in einem von Fackeln beleuchteten Trauerzug auf seine Burg. Mit dieser Szene hat Dr. Menzinger lange vor seinem einsamen Sterben im dunklen Dom des Hochwaldes in einer visionären Schau die Begebenheiten um seine letzten Stunden und die Art und Weise seiner Rückkehr am Abend des 29. April so naturgetreu geschildert, daß heute noch jeden eine heilige Scheu ergreift, der sich an diese Begebenheit erinnert und der mit dabei gewesen ist, sowohl bei der Aufführung in Lichtenegg als auch bei der letzten Heimkehr des Pfarrherrn von Rimbach. So wie er es bei Sigmund gesehen und dargestellt hatte, fand man ihn am Abend dieses Vorfrühlingstages 1950 tot im Bergwald. Seine Pfarrkinder trugen ihn auf einer Bahre im letzten Abendschein beim Leuchten der schwankenden Laternen den schnurgeraden Abteilungsweg im Grafenwald herunter und in der anbrechenden Nacht zog der entschlafene Dichterpriester unter dem Geläute sämtlicher Glocken, die er kurz vorher noch selbst geweiht hatte, in sein Pfarrdorf ein. Zehn Jahre sind inzwischen vergangen. Rimbach ist aus seinem Dornröschenschlaf aufgewacht und ein Fremdenverkehrsdorf geworden, das in ganz Deutschland einen guten Ruf hat. Wäre es nicht an der Zeit, sich auch wieder der "Lichtenegger Festspiele" als geistiges Vermächtnis des hochseligen Pfarrers Dr. Menzinger zu erinnern? Was anderswo, wie z. B. auf der Luisenburg bei Wunsiedel möglich ist, müsste jetzt auch in Rimbach möglich sein. Professor Bernhard Notz und sein Chor haben heute weit über die Grenzen des Bayrischen Waldes hinaus einen guten Ruf. Es müssten sich nur Kräfte finden, die organisatorisch und finanziell die Voraussetzungen schaffen würden, die eine Neuaufführung der von Dr. Menzinger geschaffenen Dramen ermöglichen. Das Künstlerehepaar Notz, das die Werke Dr. Menzingers aufbewahrt und verwaltet, würde sicher alles tun, um eine Wiederaufführung zu ermöglichen. Träger der "Festspiele" könnte vielleicht der "Lichtenegger Bund" sein, der zu diesem Zweck noch viel besser ausgeweitet werden müsste und namhafte Persönlichkeiten in seinen Reihen gewinnen müsste. Von Dr. Menzinger sind erschienen: 1947 ,,Lichtenegg", 1949 ,,Hadumoth", 1950 ,,Sigmund von Sattelbogen", der letzte Ritter von Lichtenegg. Rimbach gedenkt heute, am 29. April 1960, seines vor 10 Jahren verschiedenen Pfarrherrn, der durch 30 Jahre in diesem schönen Bayerwalddörflein Seelsorger war und der kurz vor seinem 50-jährigen Priesterjubiläum abberufen wurde. Seine Werke sind für Rimbach ein Vermächtnis. Mögen die Rimbacher den Mut haben, dieses Vermächtnis zu bewahren und mit ganzer Kraft wieder zu neuer Blüte zu führen.
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Eintrag in ?, Jahrgang 1900 Menzinger Otto, Dr. Theol., ord. 10. Juni 1900 Kooperator in Eilsbrunn 14. Juli 1900 Aushilfspr. und Pfarrprov. In Eichelberg 27. Juli 1905 Pfarrprov. in Ammerthal 21.Novernber 1905 Kooperator in Aufhausen 30. Januar 1906 Koop. b. St. Peter i. Straubing 18. Okt. 1907 Expositus in Johannesbrunn 7. Juli 1908 (Pfarrprovisor in Hölsbrunn 23. Mai bis 26.Juli 1911 und 20. April bis 19. Aug. 1920) Pfarrer in Rimbach 25. August 1920
Quellennachweis Bayerischer Wald, 2. Band, August Sieghardt Burg Lichteneck, Werner Perlinger Herzschlag der Heimat, Theo Aulberger sen. Kleine Dorfgeschichte von Rimbach, Theo Amberger sen. Waldfestspiele auf Burg Lichtenegg, Bernhard Notz und Otto Menzinger Festschrift zum 60-jährigen Gründungsfest der Krieger- und Reservisten-Kameradschaft Haibühl 1983 Beschlussbuch des Krieger- und Soldatenvereins Rimbach Zeitungsausschnitte Fotos: Krieger- und Soldatenverein Rimbach, s. Volkner, J. Linke, Th. Amberger
Die armen Seelen (Die folgende Geschichte stammt vom Lieblingsonkel "Otto" selbst. Er hat sie u. a. Cornelia Rawer erzählt) Als Pfarrer im Rimbach hat Otto Menzinger einmal an Allerheiligen eine Predigt gehalten, in der er zum etwas sparsameren Umgang mit dem Weihwasser aufrief. Den Erfolg seiner Predigt erfuhr er hautnah, als er nach der Messe bei einem stillen Gebet in der leeren Kirche ein altes Mütterlein entdeckte, die mit beiden Händen Wasser aus dem Weihwasserkessel auf den Boden schöpfte und dazu sprach: "Sauft's, Ihr armen Seelen, sauft's! Der Pfarrer vergunnt's euch net!"
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Seiten erstellt von Bernhard Rawer
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